Bürger-AG rettet traditionsreichen Bio-Hof
Familienbetrieb aus der Nähe von Lüneburg wird erster Partnerbetrieb der Regionalwert AG Hamburg / Hof gemeinsam mit Landwirtsfamilie aus der Insolvenz geholt / Weitere Schritte für den Betriebsaufbau geplant / Niedersächsischer Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz Christian Meyer lobt die Regionalwert-Idee / Vorstand ruft die Aktionäre auf, bei Hof Koch einzukaufen / Weitere Investitionen und zweite Aktienausgabe geplant
Betzendorf-Glüsingen, 15. März 2016. Der Bioland-Hof Koch wird erster Partnerbetrieb der Regionalwert AG Hamburg. Die Regionalwert AG Hamburg und Familie Koch unterzeichneten dazu heute Beteiligungsverträge über insgesamt 200.000 Euro. Anwesend war auch der niedersächsische Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, Christian Meyer. Er unterstützt die Idee der Regionalwert AG Hamburg, einen regionalen Verbund nachhaltiger Betriebe zu errichten und so die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft zu stärken.
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Hof Koch ist in der Region zwischen Lüneburg und Hamburg über seine Marktstände bekannt. Der Familienbetrieb liegt in Betzendorf-Glüsingen bei Lüneburg. Er wird seit 1972 ökologisch bewirtschaftet und befindet sich seit rund hundert Jahren im Familienbesitz. 2013 war der Hof in die Insolvenz geraten.
Lennart Koch: „Mit der Investition der Regionalwert AG Hamburg steht unser Hof wieder auf festen Beinen. Jetzt können wir ihn fit machen und in die nächste Generation bringen.“ Der 25-jährige Landwirtschaftsmeister hat den Betrieb im Jahr 2015 übernommen und gemeinsam mit der Regionalwert AG Hamburg aus der Insolvenz geholt. Die Regionalwert AG Hamburg hat dafür unter anderem eine private Zwischenfinanzierung aus ihrem Umfeld organisiert. Diese Mittel löst die Bürger-Aktiengesellschaft mit ihrer Beteiligung jetzt ab. Die Partner wollen den Betrieb gemeinsam wieder aufbauen. Der junge Landwirt plant unter anderem ein weiteres Gewächshaus zu bauen, um den Kunden auf den Marktständen noch mehr Produkte aus eigener Erzeugung anbieten zu können. Mittelfristig will auch Lennarts Bruder Marian (17) in den Betrieb einsteigen.
In den nächsten Jahren will Lennart Koch in Zusammenarbeit mit der Regionalwert AG Hamburg auch die 75 Hektar Land zurückkaufen, die der Hof bewirtschaftet. Derzeit ist das Land lediglich gepachtet. Um Altlasten aus dem Erbe von Lennarts Großvaters Hanning bezahlen zu können, hatte Familie Koch das Land im Jahr 2011 an die Niedersächsische Landgesellschaft (NLG) verkauft – mit einem Rückkaufrecht bis 2021. Trotzdem geriet der Betrieb 2013 in die Insolvenz. Im Jahr 2014 hat Lennarts Mutter Andrea Koch die Vermarktung mit den Marktständen aus der Insolvenzmasse herausgekauft. Die Regionalwert AG Hamburg beteiligt sich mit jeweils 100.000 Euro an beiden Betrieben und berät die Familie bei der betrieblichen Weiterentwicklung.
Christian Meyer, niedersächsischer Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, lobt die Initiative. „Wir fördern als Landesregierung den ökologischen Landbau sowie die regionale Verarbeitung und Vermarktung auf vielfältige Weise. Wir begrüßen deshalb den Ansatz der Regionalwert AG, durch ein breites bürgerschaftliches Engagement bäuerliche und ökologisch wirtschaftende Betriebe zu unterstützen – sei es bei Liquiditätsproblemen oder in der Umstellungsphase.“ Oft fehle Neueinsteigern die nötige Fläche, andere Betriebe könnten bei den anhaltend hohen Flächenpreisen nicht mehr mithalten. „Das hier eingebrachte Kapital dient in jedem Fall dazu, eine umweltgerechte Landwirtschaft oder ressourcenschonende Vermarktung vor Ort zu erhalten oder zu ermöglichen“, so der Minister.“
Ulf Schönheim, Vorstand der Regionalwert AG Hamburg, freut sich über die Investition: „Hof Koch passt perfekt zur Regionalwert-Idee. Wir helfen einen traditionsreichen Bio-Hof zu erhalten. Gleichzeitig ermöglichen wir einem jungen Landwirt, seinen eigenen Betrieb zu bewirtschaften. Dazu kommt: Hof Koch ist bekannt für seinen hohen Anspruch an die ökologische Bewirtschaftung, die große Vielfalt und seine tollen Erzeugnisse – von der Tomate über die Eier, das Brot aus eigenem Getreide bis zu Suppen und Fonds.“ Schönheim ruft die Aktionärinnen und Aktionäre der Regionalwert AG Hamburg auf, Familie Koch auf den Wochenmärkten in Hamburg, Lüneburg und Adendorf zu besuchen und gezielt dort einzukaufen. Schönheim: „So können sie ihren eigenen Betrieb stärken – und damit gleichzeitig ihre Aktie.“
In den nächsten Monaten will die Regionalwert AG Hamburg weitere Mittel investieren. Derzeit ist die Bürger-AG in Gesprächen mit mehreren landwirtschaftlichen Betrieben und einem lebensmittelverarbeitenden Unternehmen in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus ist ein Regionalwaren-Geschäft mit Mittagstischbistro in Hamburg geplant, in dem es auch Erzeugnisse von Hof Koch geben soll.
In der zweiten Jahreshälfte will die Hamburger Bürger-AG weitere Aktien ausgeben. Bürgerinnen, Bürger, Firmen und Organisationen können sich dann wieder an der Regionalwert AG Hamburg beteiligen. Wie bei der ersten Kapitalerhöhung wird eine Aktie für 500 Euro zu haben sein – zuzüglich fünf Prozent Agio für die Prospektierungskosten. Die Mittel will die Regionalwert AG Hamburg nach sozialen, ökologischen und unternehmerischen Kriterien in weitere Betriebe investieren – und sie dann zur Zusammenarbeit anregen. Ulf Schönheim: „Wir wollen unsere Partnerbetriebe eng vernetzen. Ziel ist, dass die Aktionäre die Produkte der eigenen Landwirte in den eigenen Läden kaufen können. Das Geld der Investoren bleibt in der Region – und sorgt für eine soziale und ökologische Rendite. Zum Beispiel, in dem Bauernhöfe auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt werden oder die Betriebe junge Menschen ausbilden. So holen wir uns ein Stück Ernährungssouveränität zurück.“
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Pressematerial und weitere Informationen
- Pressemitteilung als Word-Datei
- Pressebilder von der Vertragsunterzeichnung (Fotos: Nicole Buczior)
- Weitere Pressebilder zur Regionalwert AG Hamburg
- Erklärfilm zur Regionalwert Idee (3 min)
Hof Koch: einer der ältesten Bio-Betriebe der Region
Der Bio-Hof der Familie Koch ist vielen Bürgerinnen und Bürgern der Region über seine Marktstände bekannt. Sie stehen in Lüneburg und auf drei Märkten in Hamburg (Isestraße, Hallerplatz, Neugraben). Der Hof liegt in Betzendorf-Glüsingen südlich von Lüneburg. Er ist einer der ältesten Bio-Betriebe der Region, er wurde 1972 von Hanning Koch auf ökologische Landwirtschaft umgestellt.
Zahlen, Daten, Fakten
- Adresse: Glüsingen 1, 21386 Betzendorf
- Internet: www.hof-koch.de
- Hofstelle seit 1225 besiedelt, seit über 100 Jahren im Familienbesitz
- 1972 auf ökologische Landwirtschaft umgestellt
- Insgesamt 75 Hektar Acker, Weide und Wald in Bewirtschaftung:
- ca. 8 ha Kartoffeln
- ca. 15 ha Getreideanbau (Futtergetreide und Brotgetreide für die eigene Backstube)
- ca. 2.300 m² Gewächshäuser (Kräuter, Salat, Tomaten, Paprika und anderes Gemüse)
- ca. 4 ha Freilandgemüse (20 Arten)
- ca. 8 ha Lupinen-/Gerste-Gemenge (Lupinen sammeln Stickstoff aus der Luft und reichern ihn im Boden an, wo er dem Bodenleben und dem Getreide zugute kommt.)
- ca. 13 ha Kleegras und Weideland für Hühner, Gänse, Schafe, Rinder
- ca. 8,5 ha Blühstreifen (u.a. als Bienenweide)
- 0,5 ha Streuobstwiese mit alten Obstsorten
- ca. 18 ha Wald
Erzeugnisse aus eigener Produktion
- diverse Salat-, Obst- und Gemüsesorten – von Äpfeln bis Zucchini
- Vollkornbackwaren aus eigenem Getreide
- Kartoffeln
- Eier
- Fleisch (Huhn, Gans, Rind, Lamm sowie Schwein von einem Partnerbetrieb; Wild aus dem Forst) und verschiedene Wurstwaren aus eigener Räucherei
- verarbeitete Produkte aus Eigenproduktion (Brühen, Fruchtaufstriche, eingemachtes Gemüse, Gulasch, Sauerkraut, Suppen etc.)
Wochenmärkte und Einkaufmöglichkeiten
- Isestraße, Hamburg: Di. und Fr., 8–14 h
- Lüneburg, Marktplatz: Mi. und Sa., 7–13 h
- Neugraben, Hamburg: Do. (Gemüse) und Sa., 7–13 h
- Rotherbaum/Hallerplatz, Hamburg: Fr. 14.30–18.30 h (Gemüse)
- Grundstraße, Hamburg: Sa. 8.30–13 Uhr
- Adendorf, Rathausplatz: Fr. 13–18 h
- Kartoffeln und Eier sind auch im Denn’s-Markt Lüneburg erhältlich
Kurzinfo zur Regionalwert AG Hamburg
Die Regionalwert AG Hamburg will für eine nachhaltige regionale Land- und Lebensmittelwirtschaft sorgen. Dafür gibt sie regelmäßig Aktien an die Bürgerinnen und Bürger aus. Die so eingeworbenen Mittel investiert sie als Eigenkapital in Partner-Betriebe wie zum Beispiel Bauernhöfe, Lebensmittelverarbeiter, Lebensmittelhändler und Gastronomiebetriebe. Die Betriebe verpflichten sich auf ökologische und soziale Kriterien – und darauf, eng zusammenarbeiten. Die Region umfasst Schleswig-Holstein und die Metropolregion Hamburg. Vorbild ist die Regionalwert AG Freiburg, die seit 2006 existiert.
Die Regionalwert AG Hamburg wurde im Mai 2014 von 45 Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen gegründet. Darunter waren auch Unternehmen wie Budnikowski, De Öko Melkburen und Voelkel sowie verschiedene landwirtschaftliche Betriebe aus der Region. Nach der ersten erfolgreichen Aktienausgabe hat die Regionalwert AG Hamburg 230 Aktionäre, die 1.908 Aktien à 500 Euro halten. Ihr Grundkapital beläuft sich 954.000 Euro. Unter den Aktionären sind auch Stiftungen wie die Bewegungsstiftung oder die Umweltstiftung Greenpeace. Die Regionalwert AG Hamburg will 2016 rund 600.000 Euro in Betriebe der regionalen Land- und Lebensmittelwirtschaft investieren.
Aufsichtsrat und Vorstand
Malte Bombien und Ulf Schönheim sind Vorstände der Regionalwert AG Hamburg. Malte Bombien ist Diplom-Agraringenieur und landwirtschaftlicher Sachverständiger und Berater aus Schwedeneck in Schleswig-Holstein. Er verfügt über zahlreiche Kontakte in die regionale Landwirtschaft. Ulf Schönheim ist Diplom-Soziologe und Kommunikationsfachmann. Er hat zwölf Jahre Erfahrung in der Finanzbranche, ist im schleswig-holsteinischen Aukrug aufgewachsen und lebt in der Winsener Elbmarsch.
Der Aufsichtsrat der Regionalwert AG Hamburg bringt Know-how aus Landwirtschaft, Vermarktung und Betriebswirtschaft mit. Er besteht aus Maike Büttner-Mommsen (Ökotrophologin und Journalistin, Lentföhrden), Wilhelm Dreyer (Unternehmer in der Branche für erneuerbare Energien, Hamburg), Michael Heißenberg (Aufsichtsratsvorsitzender; Unternehmer in der IT-Branche, Ahrensburg), Philipp Jörss (Geschäftsführer in der Finanzbranche, Hamburg), Detlef Kühlmann (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender; landwirtschaftlicher Steuerberater, Dänischenhagen) und David Westphal (Bio-Landwirt, Schlichting). Dazu kommen Gabriele Lehmann (Unternehmerin in der Holzbranche, Lübeck) und Marcus Scheck (Unternehmer in der Immobilienbranche, Hamburg) als Mitglieder des erweiterten Aufsichtsrats.
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Ulf Schönheim
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