Pressemitteilung: 100% bio-regional ist theoretisch möglich

Ernährungs-Fallstudie für Hamburg und die Region

Auf dem Weg zur Bio-Stadt: Regionalwert AG Hamburg, HafenCity Universität Hamburg und Kühne Logistics University stellen Fallstudie vor / Region Hamburg kann sich zu hundert Prozent aus 100-Kilometer-Radius ökologisch ernähren / Voraussetzungen: geringer Fleischkonsum, Nutzung von 75 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für ökologischen Nahrungsmittelanbau / Aufruf an Politik, Firmen, Bürgerinnen und Bürger

Hamburg, 9. Dezember 2016. Hamburg und Umland können sich theoretisch aus einem 100-Kilometer-Radius um die Hansestadt vollständig ökologisch ernähren. Das ist das Ergebnis der Masterarbeit von Sarah Joseph, die die Regionalwert AG Hamburg, die HafenCity Universität Hamburg und die Kühne Logistics University vorstellten. Voraussetzungen sind, dass 75 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Nahrungsmittelanbau genutzt werden und der Fleischkonsum sinkt. Die Beteiligten riefen dazu auf, regionale ökologische Strukturen zu stärken.

 

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Autorin der Abschlussarbeit ist Sarah Joseph, 26 Jahre. Für ihre Fallstudie im Studiengang Resource Efficiency in Architecture and Planning (REAP) an der HafenCity Universität ermittelte die aus den USA stammende Autorin den Flächen-Fußabdruck verschiedener Ernährungsweisen. Anschließend wandte sie die Ergebnisse  auf die Region Hamburg an. Sarah Joseph sagt: „In regionaler, ökologischer Ernährung liegt ein großes Potential: Eine nachhaltige Landwirtschaft, gesündere Lebensmittel und viel geringere negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Natur.“

Ulf Schönheim, Vorstand der Regionalwert AG Hamburg und einer der Interviewpartner für die Abschlussarbeit, sagt: „Eine ökologische regionale Landwirtschaft hilft, zu wahren Preisen für Lebensmitteln zu kommen. In der heutigen, industrialisierten Landwirtschaft fallen die wahren Kosten woanders an.“ Aus diesen Gründen werde eine weitgehende Ökologisierung der Landwirtschaft  häufig gefordert, so Schönheim weiter. „Mit Sarah Josephs Fallstudie gibt es jetzt Zahlen für die Metropolregion Hamburg, unter welchen Bedingungen das möglich ist. Das gibt Stadt und Region wichtige Hinweise auf dem Weg zur Bio-Stadt.“ Die Stadt Hamburg ist vor Kurzem dem Netzwerk Bio-Städte beigetreten. Schönheim: „Die Nachfrage von Stadt, Ländern und Kommunen ist extrem wichtig. In Kopenhagen versorgen sich öffentliche Kantinen inzwischen zu rund 80 Prozent mit Bio-Lebensmitteln – häufig aus regionaler Herkunft. Das hat immense positive Effekte auf die ökologische Landwirtschaft der Region.“

Professorin Irene Peters von der HafenCity Universität, Erstbetreuerin der Masterarbeit, sagt: „Wie und wo wir unsere Lebensmittel herstellen, berührt elementar viele Bereiche, in denen wir dringend mehr Nachhaltigkeit brauchen: Böden, Wasser, den Regenwald, der vom Futtermittelanbau für die Intensivtierhaltung bedroht ist – unseren Umgang mit lebenswichtigen Naturressourcen überhaupt.“

Hanno Friedrich, Professor an der Kühne Logistics University und Ko-Betreuer, sagt: „Die Berechnungen nehmen eine andere Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen an. Das ist zunächst zwar hypothetisch, bietet aber eine gute Diskussionsgrundlage. Eins ist dabei aber klar: Regionale Lebensmittel machen die Versorgung der Bevölkerung unabhängiger und damit sicherer.“

Die Abschlussarbeit zeigt, dass insbesondere der Fleischkonsum sinken muss, damit sich die Bevölkerung im Raum Hamburg vollständig ökologisch und regional versorgen kann. Sarah Joseph: „Fleischerzeugung ist der größte Flächenfresser. Meine Ergebnisse zeigen, dass sich schon mit zwei fleischfreien Tagen pro Woche 92 Prozent der Bevölkerung aus einem Radius von 100 Kilometern rund um Hamburg ernähren lassen. Bei drei bis vier fleischfreien Tagen sind es sogar hundert Prozent.“ Der Fleischkonsum würde am besten durch einen höheren Verzehr an Hülsenfrüchten wie Bohnen und Erbsen kompensiert, so Sarah Joseph. Das entspräche auch den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und helfe, den Böden Stickstoff zuzuführen.

Ulf Schönheim sagt: „Wir rufen Politik, Firmen, Organisationen und die Bürgerinnen und Bürger der Region auf, kleine Bio-Landwirte und Vermarkter zu stärken. Kauft möglichst direkt ein. Und unterstützt regionale Netzwerke auch finanziell – wie zum Beispiel unsere Bürger-Aktiengesellschaft, die Regionalwert AG Hamburg. Sorgt für bezahlbare Vermarktungsflächen für kleine Erzeuger, zum Beispiel in Markthallen. Unser Ziel: eine enkeltaugliche Land- und Lebensmittelwirtschaft in der Region – getragen von den Bürgerinnen und Bürgern.“

Die aktuelle Aktienausgabe der Regionalwert AG Hamburg läuft bis zum 8. Januar 2017. Mit dem Geld stärkt die Hamburger Bürger-Aktiengesellschaft Bio-Höfe, Verarbeiter und Vermarkter in der Region rund um Hamburg und in Schleswig-Holstein und schließt sie mit den Bürgern zu einem Verbund zusammen, in dem sie eng kooperieren und sich gegenseitig Produkte abnehmen, wovon letztlich alle Seiten profitieren sollen. Derzeit führt die Regionalwert AG Hamburg zum Beispiel Gespräche über eine Markthalle mit Gastronomie in Hamburg.

Sarah Joseph wird sich mit dem Thema der Versorgung mit regional-ökologischen Lebensmitteln in ihrer geplanten Dissertation weiter auseinandersetzen. Joseph: „Die Forschungsfrage wird sein, wie man ökologische Produkte allen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu vernünftigen Preisen zur Verfügung stellen kann.“

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Pressematerial und weitere Informationen

Die Regionalwert AG Hamburg

Die Regionalwert AG Hamburg sorgt für eine enkeltaugliche regionale Land- und Lebensmittelwirtschaft. Dafür gibt sie regelmäßig Namensaktien an die Bürgerinnen und Bürger aus. Die Mittel investiert sie als Eigenkapital in Partner-Betriebe wie Bauernhöfe, Lebensmittelverarbeiter, Lebensmittelhändler und Gastronomiebetriebe. Die Betriebe verpflichten sich auf ökologische und soziale Kriterien – und darauf, eng zusammenarbeiten und sich untereinander Produkte abzunehmen. Die Region umfasst Schleswig-Holstein und die Metropolregion Hamburg. Vorbild ist die Regionalwert AG Freiburg, die seit 2006 in Süddeutschland aktiv ist. Weitere Regionalwert-AGs gibt es in der Region Isar-Inn und im Rheinland.

Die Regionalwert AG Hamburg wurde im Mai 2014 von 45 Bürgerinnen, Bürgern und Organisationen gegründet. Darunter waren zahlreiche Landwirte, aber auch Unternehmen wie Budnikowski, De Öko Melkburen und Voelkel. Nach ihrer ersten Aktienausgabe im Jahr 2015 hat die Regionalwert AG Hamburg rund 230 Bürger-Aktionäre, die 1.908 Aktien à 500 Euro halten. Das Grundkapital der Regionalwert AG Hamburg beläuft sich 954.000 Euro. Unter den Aktionären sind auch Stiftungen wie die Bewegungsstiftung oder die Umweltstiftung Greenpeace.

Erster Partner der Regionalwert AG Hamburg ist der Bio-Hof Koch aus Glüsingen. Die Regionalwert AG Hamburg hatte Anfang 2016 geholfen, den traditionsreichen Biobetrieb aus der Insolvenz zu holen. Hof Koch betreibt Marktstände in Hamburg, Lüneburg und Adendorf. Derzeit ist die Regionalwert AG Hamburg in Investitionsgesprächen mit der Meierei Horst und mit Koch Thomas Sampl, der in Hamburg eine Markthalle mit Gastronomie eröffnen will. Zahlreiche weitere Betriebe haben Interesse an einer Partnerschaft.

Die Regionalwert AG Hamburg ist Preisträger im Wettbewerb „ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ des Jahres 2016 in der Kategorie Wirtschaft. Die zweite Aktienausgabe der Regionalwert AG Hamburg läuft bis zum 8. Januar 2017.

 

Vorstand und Aufsichtsrat

Malte Bombien und Ulf Schönheim sind Vorstände der Regionalwert AG Hamburg. Beide waren bereits Mitglieder der Gründungsgruppe. Malte Bombien, geboren am 15.12.1975, ist Diplom-Agraringenieur und landwirtschaftlicher Sachverständiger und Berater aus Schwedeneck in Schleswig-Holstein. Er verfügt über zahlreiche Kontakte in die regionale Landwirtschaft. Ulf Schönheim, geboren am 01.12.1971, ist Diplom-Soziologe und Kommunikationsfachmann. Bevor er zur Regionalwert AG Hamburg kam, war er zwölf Jahre in der Finanzbranche tätig. Er ist im schleswig-holsteinischen Aukrug aufgewachsen und lebt in der Winsener Elbmarsch.

Der Aufsichtsrat der Regionalwert AG Hamburg bringt Know-how aus Landwirtschaft, Vermarktung und Betriebswirtschaft mit. Er besteht aus Maike Büttner-Mommsen (Ökotrophologin und Journalistin, Lentföhrden), Wilhelm Dreyer (Unternehmer in der Branche für erneuerbare Energien, Hamburg), Michael Heißenberg (Aufsichtsratsvorsitzender; Unternehmer in der IT-Branche, Ahrensburg), Philipp Jörss (Geschäftsführer in der Finanzbanche, Hamburg), Detlef Kühlmann (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender; landwirtschaftlicher Steuerberater, Dänischenhagen) und David Westphal (Bio-Landwirt, Schlichting). Dazu kommen Gabriele Lehmann (Unternehmerin in der Holzbranche, Lübeck) und Marcus Scheck (Unternehmer in der Immobilienbranche, Hamburg) als Mitglieder des erweiterten Aufsichtsrats.

 

Pressekontakt

Ulf Schönheim
Vorstand
Tel. 040 75668190
Mobil 0179 2669897
ulf.schoenheim@regionalwert-hamburg.de